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Bleibende Zeilen

Aktualisiert: 5. Sept. 2022



Zwischen zwei schwarzen, rauen Steinen steh ich und such’ den Blick hinaus. Will ihn drehen, vorbeigehen und doch will ich bleiben, verweilen, will endlich verstehen. Lange Briefe ließen sie für vertraute Seelen zurück, geteilte Erinnerung, flüchtiges Winken manches Mal auch ein Kuscheltier. Am Abend waren sie Fremde und Nachbarn. Am Morgen waren sie nicht mehr hier.

Entführt aus einer Nacht, lichtlos, gedankenvoll, in Windeseile, ungesehen auf dem Weg in den Tod: so müssen sie gehen. Leise und doch mit lautem Gedröhn, ein Kind an der Hand, und sie flüstern ihm zu: “Das Leben ist schön”.

Zwischen zwei schwarzen, rauen Steine steh ich: Wie oft haben wir es schon gehört, nichts davon ist uns neu und doch: wie kann ich es betrachten, begreifen, darüber sprechen ohne von Mal zu Mal auf’s Neue daran zu zerbrechen?

Eine Todesfahrt durch die Nacht, in Enge. All die Menschen und jeder trägt eine Geschichte, unter dem Mantel verborgen. Geschichten von unschätzbarem Wert sind niemals von Menschen geschrieben worden. Eine ungezählte Menge, verblasster Geschichten und entzweiter Schuhe von Menschen, Bewegern, Lebensboten, deren Haare du einzeln gezählt, die angehäuften Toten.

Lasst es uns nicht vergessen, lieber von Mal zu Mal wieder daran zerbrechen denn es darf nie wieder geschehen, und manches kommt leise wieder zurück, deshalb lasst uns: sie SEHEN, ihre Zeilen lesen und die ungeschriebenen schreiben, ihnen Stimme geben und stehen bleiben.

Dieser Stein ist zu schwer und dieses Feld unbegehbar für mich, unmöglich es jemals zu verlassen und so wirft es mich neu auf dich. Im Gehen zwischen all diesen Steinen wiegt Schuld so unsagbar schwer. Ohne dich bezwing ich sie nicht, kein Mensch spricht uns je davon frei und auch nicht die Zeit, die doch keine Wunden heilt. Aus diesem Feld werd ich kaum einen Ausgang finden als nur dich, deine offene Hand und in dir ein Vergeben über Verstand. Die Gewissheit dass du liebst und Leben gibst, dass du bleibst und dass du Geschichten auf ewig nieder schreibst.

Hier stehe ich: diese Geschichte hängt uns an, wie ein altes schweres Kleid, vergangen, überwunden und doch bleibend in getragener Erinnerung, oder im Stolpern über Steine gegen das Vergessen und doch vergessen wir so oft und manch Altes kehrt neu zurück in anderen Kleidern und neuen Namen, lauter werdend Stück für Stück.

Auf jedem einzelnen Stein liegen ungehört geschriebene Worte, und jedes Wort über ihr Leben behälst du noch heute fest, nicht eines ist dir fremd gewesen. Wie einen Siegel legst du sie an dein Herz, sammelst sie unter deinen Flügeln trägst sie durch mächtige Meere, ziehst sie mit ewigen Seilen. Du hast ihre Leben niemals vergessen und legst sie nieder in bleibenden Zeilen.

Hier stehe ich und möcht diese Zeilen so gerne greifen und kann es doch nicht - sie sind zu weit weg, die ich niemals kannte und sah. Ich betaste die schwarzen, rauen Steine jetzt sachte mit meiner Hand. Ich will nicht vergessen, werd’s nie begreifen, lieb sie sehr und hab sie doch nie gekannt.

Lasst es uns nicht vergessen lieber von Mal zu Mal wieder daran zerbrechen denn es darf nie wieder geschehen, und manches kommt leise wieder zurück, deshalb lasst uns: sie SEHEN, ihre Zeilen lesen und die ungeschriebenen schreiben, ihnen Stimme geben und stehen bleiben.

Dieser Stein ist zu schwer und dieses Feld unbegehbar für mich, unmöglich es jemals zu verlassen, und so wirft es mich neu auf dich. Im Gehen zwischen all diesen Steinen wiegt Schuld so unsagbar schwer. Ohne dich bezwing ich sie nicht, kein Mensch spricht uns je davon frei und auch nicht die Zeit, die doch keine Wunden heilt. Aus diesem Feld werd ich nie einen Ausgang finden als nur dich, deine offene Hand und in dir ein Vergeben über Verstand. Die Gewissheit dass du liebst und Leben gibst, dass du bleibst und dass du Geschichten auf ewig nieder schreibst.

Zwischen zwei schwarzen, rauen Steinen steh ich und such’ den Blick hinaus. Will ihn drehen, vorbeigehen und doch bleib ich stehen, verweile und in mir sammeln sich all diese Zeilen: ich kann sie für einen Moment greifen - ja, jetzt kann ich sie sehen.

Monika Lusky



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